Kölner Masche mal wieder aus der Schweiz: die Verwaltungsverlag Service AG

29.12.2022 – Wieder ein neuer Firmenname und wieder mal aus der Schweiz: die offiziell in Chur sitzende Firma Verwaltungsverlag Service AG mit ihrem Verwaltungsrat, dem 1964 geborenen Detlef Frank Waschnick, will mit der Kölner Masche an das Geld von Handwerkern, Gewerbetreibenden und Freiberuflern.

Viel Geld sollen Betroffene ihres Geschäftsmodells zahlen, wünscht man sich in der Firma. Für eine im Verhältnis dazu doch recht überschaubare Gegenleistung. Aber so, wie man es versucht, kommen nach unserer Rechtsauffassung keine wirksamen Verträge zustande.


Was soll eigentlich Vertragsinhalt sein?

Es beginnt mit einem Trickanruf. Die Angerufenen hatten zuvor in einer Publikation ihrer Kommune, der Kirche oder eines Vereins inseriert. Der Anrufer bezieht sich auf diese Anzeige. Meist wird gefragt, ob sie in einer Neuauflage erneut abgedruckt werden soll. Wenn ja, würde man gleich ein Formular faxen oder mailen. Es eile, deshalb müsse es schnell ausgefüllt und zurückgeschickt werden. Tatsächlich kommt direkt im Anschluss an das Gespräch ein Vertragsvordruck. Idealerweise – natürlich nur für den Anrufer – gehen die Betroffenen davon aus, dass alles seine Richtigkeit habe. Schließlich hatte man gerade darüber geredet. Und schicken das Formular zurück.

Dass der Anrufer mit der bisherigen Publikation nichts zu tun hat, wird für die Betroffenen im Telefonat nicht deutlich. Häufig kommt der Anruf aus einem Callcenter in der Türkei. Die Namen wechseln. Agentur A-Z Verlag ist einer davon. Die verwendete Methode nennt sich Kölner Masche. Weil sie in dieser Stadt vor vielen Jahren entstand.

Die Masche ist arbeitsteilig: bald kommt eine Rechnung der Verwaltungsverlag Service AG. Sie habe den Vertrag, beispielsweise der Agentur A-Z Verlag, übernommen, heißt es darin. Und man möge jetzt an sie zahlen. Je nach voran gegangenem Verhandlungsgeschick des Anrufers können das über 1.000 EUR sein.

Wenn die Zahlung nicht sofort erfolgt, wird ein Druckszenario erzeugt. Mit Zahlungsaufforderungen, Mahnungen und allerletzten Mahnungen. Schließlich einem Inkassobüro.

In vergleichbaren Fällen anderer Werbefirmen haben etliche Gerichte festgestellt, dass so kein wirksamer Vertrag zustande gekommen ist. Um es im Juristenlatein zu sagen: es mangelt an den essentialia negotii. Denn es ist nicht klar, was die Gegenleistung sein soll.

Von einem Bürger-Info-Folder ist die Rede im Anzeigenformular. Doch was soll das sein? Man kann erahnen, dass er verteilt werden sollen. Aber wo? Und nach welchen Kriterien erfolgt die Empfängerauswahl?


Noch mehr Geld wird verlangt

Wer die Rechnung bezahlt, sieht sich bald mit der nächsten konfrontiert. Im Kleingedruckten des Formulars heiß es nämlich, dass der Anzeigenauftrag ein Jahr läuft. Und in dieser Zeit drei Auflagen des Bürger-Info-Folder erscheinen. Das sind dann rund 3.500 EUR für eine nicht nachvollziehbare Gegenleistung.


Ein alter Bekannter steckt dahinter

Unter dem Namen Verwaltungsservice AG ist die Firma seit dem 22.12.2020 im Schweizer Handelsregister eingetragen. Zuvor führte sie andere Namen und saß offiziell im Schweizer Ort Wollerau. Ob sie da schon geschäftlich tätig war und mit welchem Zweck, konnten wir nicht feststellen. Als Gesellschaftszweck wird aktuell angegeben:

“Die Gesellschaft bezweckt die Akquisition von Anzeigen, Bearbeitung von Kundenlogos, den Satz, Druck und Vertrieb dieser Erzeugnisse […].“

Der deutsche Staatsangehörige Detlef Frank Waschnik, der gegenüber dem Schweizer Handelsregister angab, in Chur zu leben, ist uns kein Unbekannter. Früher war er aus Bad Kreuznach tätig. Beim Namen Bad Kreuznach wird der ein oder die andere vielleicht aufmerken. Die rheinland-pfälzische Kleinstadt ist das Mekka der deutschen Kölner-Masche-Firmen. Eine gefühlte Hundertschaft hat dort ihr Nest. Die Bezeichnung Verwaltungsrat, die er in der Firma führt, ist das Schweizer Pendant zum deutschen Vorstandsvorsitzenden.

Ob von der Firma Verwaltungsverlag Service AG unter der angegeben Schweizer Anschrift in Chur überhaupt jemand persönlich anzutreffen ist, wissen wir nicht. Nach unserer Erfahrung mit anderen Firmen, die sich vergleichbarer Geschäftsmodelle bedienen, würden wir dafür jedenfalls nicht die Hand ins Feuer legen wollen.

Die Verwaltungsservice AG ist nicht das einzige Standbein von Waschnick. Er ist noch Gesellschafter und Geschäftsführer des am 27.01.2021 in das Handelsregister eingetragene Inkassobüro CTI Collecttreuhandinkasso GmbH in Chur. Das Büro ist im deutschen Rechtsdienstleistungsregister nicht registriert, was es nicht vom Versuch abhält, mit Inkassomahnungen Betroffene einzuschüchtern.

[Zum Blog-Beitrag vom 14.02.2022 mit Update - Mit Trickformularen: die Masche der Firmen Global Media GmbH LLC und Proconcepta GmbH]


Solche Forderungen lassen sich abwehren

Viel zu viele zahlen. Einige, weil sie bis zum Schluss den Schmu nicht merken. Andere, um ihre Ruhe zu haben. Und tragen so dazu bei, dass solcherart Werbegeschäfte kein Ende finden.

Wenn man eine Rechnung für einen angeblich auf diese Weise mit der Firma Verwaltungsverlag Service AG zustande gekommenen Auftrag erhält, ist nach unserer Erfahrung eine frühestmögliche Reaktion der sicherste Weg, um sich dagegen wehren zu können. Gerne können Sie uns ansprechen. Mailen sie uns – unverbindlich – die Unterlagen; wir melden uns dann.




Mit der "Kölner Masche", der Spezialität einer Vielzahl von Werbefirmen, vor allem aus dem Raum Bad Kreuznach, befasst sich ein Beitrag auf unserer Homepage:

[Anzeigenbetrug mit der Kölner Masche]

Siehe auch:

[Callcenter - Maschinenräume der Abzockerszene]

[Fallensteller am Werk: wie man hofft, Betroffene länger zahlen zu lassen]



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