Media Maxx AG aus Bern, Regiokart aus Wiesbaden, Wenko Media aus Rumänien: traut vereint ans Geld Betroffener
18.06.2019 mit Update vom 09.09.2019 – In einer Hundertschaft unserer Blog-Beiträge findet sich ein Satz, so oder so ähnlich: in unserem Blog erwähnt zu werden, gefällt den Firmen ganz und gar nicht. Meist taucht man dann ab, nennt sich um oder erfindet sich neu.
So auch die Firma Regiokart Regionale Kartographien GmbH aus 65189 Wiesbaden, über die wir Anfang 2017 berichtet hatten.
Sie tritt jetzt als Regiokart Regionale Kartographien e.K., Inhaber Fritz Jürgen Hehn auf. Was meist nicht einmal auffallen dürfte. Die größte Änderung ist aber der Erstkontakt mit den Betroffenen, Gewerbetreibenden und Freiberuflern: dort erscheint ein Vertreter der Media Maxx AG aus Bern. Erst wenn es diesem gelungen war, an eine Unterschrift zu kommen, taucht die Regiokart Regionale Kartographien e.K. auf. Geradezu aus dem Nichts.
Viel Geld sollen Betroffene zahlen. Für eine sehr überschaubare Gegenleistung. Doch so, wie es versucht wird, kommen nach unserer Rechtsauffassung keine wirksamen Verträge zustande.
Ein geschäftstüchtiger Außendienstler erscheint
Gewerbetreibende und Freiberufler in ganz Deutschland werden von einem Vertreter der Firma Media Maxx AG Hehn aufgesucht. Er macht häufig seine Sache gut, jedenfalls aus Sicht seiner Herren: wenn es ihm gelingt, eine Unterschrift unter einem Anzeigenformular zu erhalten.
Aber unabhängig davon, wie man es schaffte, die Unterschriften zu ergattern; damit ist kein wirksamer Vertrag zustande gekommen. In der Juristensprache heißt es: es mangelt an den essentialia negotii.
Kein wirksamer Vertrag
Ein großer Teil des Schmu wird von der Media Maxx AG nicht auf der Vorderseite, sondern der Rückseite des Formulars versteckt.
[Muster des Anzeigenformulars der Media Max AG mit Allgemeinen Geschäftsbedingungen]
Es geht um eine „Wirtschaftsraum-Karte“. Was immer das sein soll. Von einer "Auflagenhöhe: 500 Stück" ist die Rede. Die Karte soll durch die Media Maxx AG verteilt werden. Aber wo? Das Kleingedruckte des Formulars hilft nicht weiter:
„Die Verteilung/Veröffentlichung der Wirtschaftsraum-Karte erfolgt gewöhnlich im Umkreis von bis zu 100 km zum Sitz der teilnehmenden Werbekunden.“
Was soll „gewöhnlich“ heißen. Und außerdem: ein Umkreis von 100 km entspricht einem Durchmesser des Verteilungsgebietes von 200 km. Der geschuldete Werbeerfolg erscheint da mehr als zweifelhaft.
Und an wen soll sie verteilt werden? Wieder aus dem Formular:
„Vorgesehene Verteilungsstellen der Karte sind die Inserenten, Einzelhandelsgeschäfte, Handwerk, Banken, öffentliche Einrichtungen und Behörden – insgesamt mindestens 150 Stellen.“
Doch nach welchen Kriterien erfolgt die Auswahl?
Unklar geht es weiter. Es ist noch nicht einmal der Erscheinungszeitpunkt der Karte eindeutig geregelt:
„Veröffentlichungszeitpunkt ist ca. alle 6 Monate, gerechnet ab dem Eingang des letzten zur Serie gehörenden Auftrages beim Verlag.“
Übersetzt heißt das nichts anderes als: wir warten in aller Ruhe ab, bis wir irgendwann soviele Unterschriften haben, dass es sich richtig lohnt. Und dann lassen wir uns immer noch ein halbes Jahr Zeit. Vielleicht („circa“) auch ein bisschen länger.
Zusatzangebot
Im Formular der Media Maxx AG ist die Teilnahme an einem Zusatzangebot schon mittels Kreuzchen voreingetragen: “Eintrag im Internetportal“. Um was es sich dabei handelt, steht auf der Rückseite: die Internetseite gewerbeplan.net. Die wird laut Impressum betrieben von einem alten Bekannten aus der „Szene“: einer Wenko Media SRL aus Rumänien. Sie hatten wir im Zusammenhang mit einer anderen Firma in unserem Blog bereits erwähnt.
[Zum Blog-Beitrag vom 03.03.2019 - Wieder Bad Kreuznach: die SWE Netz GmbH mit Kölner Masche]
Zu gewerbeplan.net lässt sich alles in einem Satz zusammenfassen. Das Internetportal entspricht dem, was man gewohnt ist. Wer öfter in unserem Blog liest, weiß, was damit gemeint ist.
Viel Geld wird gefordert
Nachdem die Unterschrift geleistet wurde, taucht die Regiokart Regionale Kartographien e.K., Inhaber Fritz Jürgen Hehn auf. Mit einer “Rechnung und Auftragsbestätigung zu einem Anzeigenvertrag mit der Werbeagentur Media Maxx AG“, wie es im Betreff heißt. Es soll auf ein Konto bei der Sparkasse Rhein-Nahe gezahlt werden. Wie die Regiokart dazu kommt, für die Media Maxx eine Rechnung zu schreiben, wird nicht erläutert. Es zeigt sich aber, was wir schon immer schrieben: über die Hinterleute hängt in dieser speziellen Geschäftswelt alles mit jedem zusammen.
[Beispiel einer Rechnung der Regiokart Regionale Kartographien e.K., Inhaber Fritz Jürgen Hehn]
Bei einer Rechnung bleibt es nicht. Ausgehend von dem Kleingedruckten auf der Rückseite des Auftragsformulars erscheint die sogenannte Wirtschaftsraum-Karte zweimal im Jahr („circa alle 6 Monate“).
Mit einem Druckszenario aus Zahlungsaufforderungen und Mahnungen wird dann versucht, die Betroffenen zu einer Zahlung zu bewegen.
"Entstanden durch Übernahme des Vermögens"
Die Regiokart Regionale Kartographien e.K., Inhaber Fritz Jürgen Hehn ist im Handelsregister des Amtsgericht Wiesbaden (HRA 19795) eingetragen. “Entstanden durch Übernahme des Vermögens der Regiokart Regionale Kartographien GmbH“, heißt es. "Die verantwortliche Herausgabe und der Vertrieb von Druckschriften und der Wirtschaftswerbung sowie von Wirtschaftsanzeigen; ferner der Handel und die Produktion von künstlerischen Darbietungen", steht im Handelsregister.
Der 1963 geborene Hehn ist auch Geschäftsführer der Pro City Consulting UG (haftungsbeschränkt), über die wir bereits in unserem Blog berichtet haben.
Solche Forderungen lassen sich abwehren
Viel zu viele der Betroffenen zahlen. Einige, weil sie nichts merken. Andere, um ihre Ruhe zu haben. Und tragen so dazu bei, dass solche Werbegeschäfte kein Ende finden. Doch so zustande gekommene Verträge sind angreifbar.
Wenn man eine Rechnung der Regiokart Regionale Kartographien e.K., Inhaber Fritz Jürgen Hehn für einen angeblich auf diese Weise mit der Media Maxx AG aus Bern zustande gekommenen Auftrag erhält, ist nach unserer Erfahrung eine frühestmögliche Reaktion der sicherste Weg, um sich dagegen wehren zu können. Gerne können Sie uns ansprechen. Mailen sie uns – unverbindlich – die Unterlagen; wir melden uns dann.
Update vom 09.09.2019:
Mit eigenem Formular: Wenko Media
Die Wenko Media SRL ist jetzt mit einem eigenen Auftragsformular und einer Berliner Anschrift auf Kundenfang.
[Beispiel eines Auftragsformulars der Wenko Media SRL]
Betroffene erhalten danach von der Regiokart Regionale Kartographien e.K., Inhaber Fritz Jürgen Hehn eine “Rechnung und Auftragsbestätigung zu Ihrem Anzeigenvertrag mit der Werbeagentur Wenko Media SRL.“
Dafür, dass man jemanden von der Wenko Media unter der Berliner Anschrift in der Schaperstraße 14 antreffen wird, würden wir nicht die Hand ins Feuer legen wollen. Unter dieser Adresse werden „Virtual Offices“ (umgangssprachlich würde man Tarnadressen sagen) angeboten. Bei einer zwölfmonatigen Laufzeit kostet das 54,95 EUR im Monat. Inklusive Firmenschild am Briefkasten, täglicher Briefkastenleerung und wöchentlicher Postweiterleitung.
“ Wir geben ihre persönlichen Daten niemals gegenüber Dritten preis“,
wird versprochen.
Siehe auch:
[Anzeigenbetrug mit der Kölner Masche]
Neu ist er nicht:
[Seit über 100 Jahren: Inseratenschwindel, damals so wie heute]
Radziwill ● Blidon ● Kleinspehn
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