Print-ON-Demand GmbH und AC Media Ltd: mit Kölner Masche ans Geld Betroffener

25.05.2023 “Firma verkauft unseriöse Anzeigen im Namen des Landkreises Rosenheim“ oder “ACHTUNG: Betrugsmasche im Umlauf!“ werden einem bei Google als Überschriften angezeigt, wenn man nach der offiziell in London sitzenden AC Media Ltd sucht.

Mit der Kölner Masche, mit Anrufen bei Gewerbetreibenden und Freiberuflern, mit denen unter falscher Flaggte gesegelt wird, versucht sie an eine Unterschrift unter ein Formular zu gelangen.

[Anzeigenbetrug mit der Kölner Masche]

Viel Geld sollen die dann zahlen, verlangt danach eine Print-ON-Demand GmbH aus Hamburg von den Betroffenen. Für eine kleine Anzeige in einem sogenannten DIN A 4-Folder.


Mit einem Trickanruf beginnt es

Die AC Media Ltd. lässt unter falscher Flagge segeln. Das Geschäftsmodell wird Kölner Masche oder auch Fax-Masche genannt. Nach der Stadt, wo es vor zwanzig Jahren zum ersten Mal auftauchte. Gewerbetreibende, Freiberufler und Vereine, die in der Vergangenheit in einer von Dritten herausgegebenen Broschüre, zum Beispiel der Stadtverwaltung oder der Kirchengemeinde, regelmäßig inseriert hatten, erhalten einen Anruf. Man bezieht sich auf diese Broschüre und erklärte, es müsse dringend ein Formular unterschrieben werden – sonst könne das Inserat nicht in der nächsten Ausgabe veröffentlicht werden; die Druckerei warte schon.

Das Formular kommt bald darauf per Fax oder E-Mail. Tatsächlich findet sich darin auch die bisher verwendete Anzeige. Ebenso die sinngemäße Bezeichnung der bisherigen Publikation - „Bürgerinfo“ beispielsweise.

Die so Angesprochenen gehen davon aus, dass alles seine Richtigkeit habe, unterschreiben – und schicken es zurück. Per Fax an eine Nummer mit Züricher Vorwahl. Oder per E-Mail. Dass es sich bei dem Formularversender um eine AC Media Ltd. aus London handelt, erschließt sich aus dem Formular nicht.

Später kommt eine Rechnung der Print-ON-Demand GmbH aus Hamburg. Man hätte den Auftrag der AC Media Ltd. „vertragsgemäß“ übernommen.

Die Schmutzarbeit, die Trickanrufe, im Ausland durchführen zu lassen, hat für derart Werbefirmen den Vorteil, dass man sich im Fall der Fälle die Hände in Unschuld waschen kann: man hätte mit solchen Tricks nichts zu tun, das Call-Center sei es schuld.


Eine Rechnung aus Hamburg

Die Rechnungshöhe verwundert die Empfänger solange, bis sie schließlich feststellen, Opfer einer Betrugsmasche geworden zu sein. 1.401.82 EUR brutto will man für eine Anzeige mit der Größe 8 * 8 cm haben.


Viel Geld für nahezu nichts

Und wofür ist das Geld? Die Print-ON-Demand GmbH erstellt wohl eine „Bürgerinfo-Broschüre“. Was auch immer sich dahinter verbirgt - ein Belegexemplar ist jedenfalls der Rechnung nicht beigefügt. Im Auftragsformular heißt es nur: “A 4 Folder (4-6seitig)“.

Dieses sogenannte Druckobjekt soll nach dem Kleingedruckten auf dem Formular eine Auflage von 4000 Exemplaren pro Veröffentlichung haben. Ausgeliefert werden sollen diese Exemplare von der Deutschen Post AG „an unadressierte Haushalte“. Darüber, nach welchen Kriterien die Empfänger ausgesucht werden, schweigt das Kleingedruckte.

Auch der Erscheinungstermin ist unbestimmt: “Die erste Veröffentlichung erscheint spätestens 5 Monate nach Auftragserteilung“, heiß es.

Man findet noch folgende, kleingedruckte Formulierung im Kopf des Formulars.

„Behördenunabhängig - ohne öffentlichen Auftrag“

Warum das wohl so betont wird? Doch wohl deshalb, weil dieser Eindruck erweckt wurde. Und erweckt werden sollte.


Londoner Wegwerffirma

Die AC Media LTD ist eine echte Wegwerffirma. Seit dem 17.06.2022 ist sie im britischen Handelsregister verzeichnet. Als ihr Stammkapital gibt sie 1 Britisches Pfund Sterling an. Das sind knapp 1,20 EUR. Damit kann man sich schnell der Firma entledigen, wenn es brenzlig wird – ohne dass es finanziell weh tut.

Offizieller Alleingesellschafter und Director, das britische Pendant zum deutschen Geschäftsführer, ist der 1982 geborene Dejan Stoilev. Über ihn hatten wir bereits im Zusammenhang mit einer Parallel-Unternehmung berichtet.

[Zum Blog-Beitrag vom 26.11.2022 mit Update vom 05.12.2022 - Kölner Masche aus – angeblich – Berlin und London: MRT Media GmbH und Regio Media Ltd]

Auf dem Papier erscheint die Print-ON-Demand GmbH mit einem Stammkapital von 25.000 EUR solventer. Sie wurde am 17.10.2022 in das Handelsregister des Amtsgerichts Hamburg (HRB 177594) B) eingetragen. Ihr Geschäftsführer ist der 1991 geborene Mert Yigit. Auch über ihn hatten wir in dem verlinkten Blog-Beitrag vom 26.11.2022 berichtet. Als Geschäftsgegenstand nennt das Handelsregister:

"Gegenstand des Unternehmens ist die Vermarktung und Erbringung sämtlicher Dienstleistungen auf dem Gebiet des Marketings, der Mediaberatung und des Verlagswesens mit dem Schwerpunkt Durck- und digitale Medien, überdies die einmalige und fortlaufende Übernahme von Forderungen Dritter aus deren Lieferungen und Leistungen."


Wer zahlt, wird keine Ruhe haben

Viel zu viele der Betroffenen zahlen an solche Firmen. Sie tragen dazu bei, dass diese Art von Geschäft einfach kein Ende findet.

Wer glaubt, nach Zahlung der Rechnung der Print-ON-Demand GmbH Ruhe zu haben, wird sich bald mit der nächsten Rechnung konfrontiert sehen. Nach dem Vertragsformular entsteht der Rechnungsbetrag dreimal im Jahr. Das sind dann zusammen 4.205,46 Euro brutto.

Doch so zustande gekommene Verträge sind angreifbar. Nicht nur wegen der Art und Weise, wie sie zustande kommen, sondern auch schon wegen der mangelnden Bestimmtheit der geschuldeten Leistung.

Wenn man eine Rechnung für einen angeblich auf diese Weise erteilten Auftrag erhält, ist nach unserer Erfahrung eine frühest mögliche Reaktion der sicherste Weg, um sich gegen derartige Methoden wehren zu können. Gerne können Sie uns ansprechen. Am besten mailen Sie uns - unverbindlich - vorab den kompletten Schriftwechsel; wir melden uns dann.



Ohne sie geht gar nichts:
[Callcenter - Maschinenräume der Abzockerszene]

[Fallensteller am Werk: wie man hofft, Betroffene länger zahlen zu lassen]



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