Wieder aus Bad Kreuznach: problematische Anzeigenverträge der PMC Promod Media Concept GmbH
29.04.2019 – Vor einigen Tagen schrieben wir in unserem Blog:
“Die Masche mit der Trickakquise durch unredliche Werbefirmen hält sich unverdrossen seit fast zwei Jahrzehnten. Schaut man auf die Landkarte, stellt man fest: der größte Teil der Firmen kommt aus der Gegend um die rheinland-pfälzische Kleinstadt Bad Kreuznach. Dort ist das El Dorado der sogenannten Kölner Masche.“
Aus 55543 Bad Kreuznach wurde uns eine Firma PMC Promod Media Concept GmbH mit ihrer Geschäftsführerin Sarah Jane Renner bekannt. Sie will an teure Anzeigenaufträge für Infotafeln gelangen.
Doch so, wie sie es macht, dürfte kein wirksamer Anzeigenvertrag zustande kommen.
Ein (manchmal) geschickter Mitarbeiter
Viele Gewerbetreibende und Freiberufler in ganz Deutschland haben schon einmal eine Werbeanzeige in seriösen Medien geschaltet. Ihnen droht, von der PMC Promod Media Concept GmbH angesprochen zu werden. Der Mitarbeiter der PMC macht seine Sache gut, jedenfalls aus Sicht der PMC GmbH. Nämlich dann, wenn ein unterschriebenes Formular zurückkommt. An eine Fax-Nummer mit Bad Kreuznacher Vorwahl.
Doch unabhängig davon, wie die PMC Promod Media Concept GmbH es schaffte, an die Unterschriften unter ihr Werbeformular zu gelangen; damit ist nach unserer Rechtsauffassung und unserer Erfahrung mit vergleichbaren Formularen trotzdem kein wirksamer Vertrag zustande gekommen. Um es im Juristenlatein zu sagen: es mangelt an den essentialia negotii.
Was für eine Infotafel?
Dazu muss man sich nur das Auftragsformular genauer anschauen. Es geht darin zum einen um eine “Internetanzeige“. Aber wo und wie lange soll die veröffentlicht werden?
Oder es geht um ein „Objekt Infotafel DIN A 3“. Was für eines? Im Kleingedruckten des Formulars ist nur vage von “unterschiedlichen redaktionellen Inhalten“ die Rede. Die Auflage ist gering. 500 Stück, heißt es. Die sollen verteilt werden. Aber wo und an wen? „Die Werbeobjekte werden in dem im Vertrag genannten Postleitzahlenbereich entsprechend der örtlichen Verhältnisse durch Postwurfsendungen an örtliche Postfachinhaber verteilt,“ heißt es schwammig. Und nach welchen Kriterien erfolgt die Auswahl? Nach dem Wortlaut des PMC Verlag-Textes könnte es bei enger Auslegung schon ausreichen, an zwei Geschäfte je 250 Stück des „Objektes“ zu schicken. Wenn dort das „Objekt“ nicht gefällt und es weggeworfen wird, ist es aus mit der Werbung.
Vielsagende Formulierung
Bezeichnend ist auch eine weitere Formulierung, versteckt im Kleingedruckten des Werbeformulars der PMC Promod Media Concept GmbH:
“Es handelt sich um einen neuen Auftrag, der behördenunabhängig ausgeführt wird und in keinerlei Verbindung zu bereits bestehenden Verträge bei uns oder anderen Firmen steht.“
Warum das so betont wird? Weil genau dieser Eindruck erzeugt wurde? Und erzeugt werden sollte?
Einschließlich diverser Nebenkosten werden 936 EUR netto von der PMC Promod Media Concept GmbH für eine 130 x 95 Millimeter kleine Anzeige von den Betroffenen verlangt. Dieser Betrag ist mal vier zu nehmen, denn zwei Jahre lang soll das „Objekt“ zweimal im Jahr erscheinen. Und bezahlt werden. Da kommt man dann schon auf stolze 3.744 EUR.
[Beispiel eines Anzeigenformulars der PMC Promod Media Concept GmbH]
Renner: auch Entscheiderin?
Die PMC Promod Media Concept GmbH ist im Handelsregister des Amtsgericht Bad Kreuznach (HRB 22501) eingetragen. Das Handelsregister nennt als Geschäftsgegenstand
“die Gestaltung, die Konzeptionierung und Vertrieb von Werbemitteln, der Verkauf von Werbeanzeigen sowie der Betrieb einer Werbeagentur.“
Offizielle Geschäftsführerin ist die 1983 geborene Sarah Jane Renner. Sie ist auch Alleingesellschafterin der Firma, deren Stammkapital 25.00 EUR beträgt. In dieser speziellen Geschäftsszene muss das aber nicht zwangsläufig bedeuten, dass sie auch faktisch die Hosen anhat. Immer wieder wird bekannt, dass sich Hintermännern derartiger Firmen einer Strohpuppe bedienen um sich verdeckt zu halten.
Renner ist seit Ende 2018 im Bad Kreuznacher Handelsregister auch als Liquidatorin einer Firma Born for Style GmbH registriert, dessen Geschäftsgenstand “Der Betrieb eines Verlags nebst Werbeagentur sowie der Handel mit elektronischen Geräten“ lautete. Ihr Vorgänger als Geschäftsführer dieser Firma war Marcus Joachim-Albert Holz, über dessen Verbindungen zu zwei Firmen der einschlägigen Werber-Szene wir in unserem Blog bereits berichtet hatten.
Verlängerungsfalle kann drohen
Viel zu viele der Betroffenen zahlen. Einige, weil sie bis zum Schluss vom Schmu nichts merken. Andere, um ihre Ruhe zu haben. Sie tragen so dazu bei, dass solche Werbegeschäfte kein Ende finden. Vor allem kann ihnen eine bei Firmen aus „der Szene“ beliebte Verlängerungsfalle drohen. Solange nichts anderes vereinbart ist, gilt das Kleingedruckte auf dem Werbeformular. Und dort heißt es:
„Der Vertrag verlängert sich jeweils um ein weiteres Jahr, wenn er nicht wenigstens drei Monate vor Vertragsablauf schriftlich gekündigt wird.“
Die Forderungsabwehr ist möglich
So zustande gekommene Verträge sind angreifbar – nicht nur wegen der Art und Weise, wie sie zustande kommen, sondern auch schon wegen der mangelnden Bestimmtheit der von der PMC Promod Media Concept GmbH geschuldeten Leistung.
Wenn man eine Rechnung für einen angeblich auf diese Weise an die PMC, Bad Kreuznach, erteilten Auftrag erhält, ist eine frühest mögliche Reaktion der sicherste Weg, um sich wehren zu können. Gerne können Sie uns ansprechen. Am besten mailen Sie uns - unverbindlich - vorab den kompletten Schriftwechsel; wir melden uns dann.
Mehr Informationen zum Thema "Kölner Masche" finden Sie in einem Extra-Beitrag:
[Anzeigenbetrug mit der Kölner Masche]
Ohne sie geht gar nichts:
[Callcenter - Maschinenräume der Abzockerszene]
Neu ist er nicht:
[Seit über 100 Jahren: Inseratenschwindel, damals so wie heute]
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