Neuer Betrugsversuch mit Zentrales Handels- und Gewerbeverzeichnis und Deutsches Gewerbeverzeichnis
09.10.2014 mit diversen Updates, zuletzt vom 18.11.2016 – Wieder sind Betrüger am Werke, die bei Gewerbetreibenden den Eindruck zu erwecken versuchen, dass amtliche Gewerberegister deren Daten benötigen oder abgleichen wollen. Doch wer auf die Masche hereinfällt, wird mit hohen Rechnungen zur Kasse gebeten.
Zentrales Handels- und Gewerbeverzeichnis (Betriebe nach §§ 1-159 GewO) heißt es einmal. Ein anderes mal wird unter der Bezeichnung Deutsches Gewerbeverzeichnis – Ihr Branchenverzeichnis für Handel und Gewerbe aufgetreten.
Wir vermuten dahinter die Zypern-Connection. Deutsche Abzocker, die weismachen wollen, auf dieser Insel zu residieren.
Mit „Zentrales Handels- und Gewerbeverzeichnis (Betriebe nach §§ 1-159 GewO)“ ist ein Fax überschrieben, das so in diesen Tagen Gewerbetreibenden zuging. Neben diesem Namen findet sich noch ein dem EU-Emblem ähnelnder Kranz. „Achtung - 2. Erinnerung“, heißt es weiter und soll so den Handlungsdruck erhöhen. Dann: „Der kostenfreie Eintrag Ihres Betriebes lief zum 01.10.2014 aus.“ Und: „Rücksendefrist: 09.10.2014“. Einem amtlichen Formular ähnlich sind bereits der Name des Betriebes, die Anschrift und die Telekommunikationsdaten eingetragen.
[Muster eines Formulars Zentrales Handels- und Gewerbeverzeichnis]
Der Empfänger soll den Eindruck bekommen, dass es sich um eine bereits bestehende Verbindung mit dem Absender handelt. Das Kleingedruckte entspricht der üblichen Machart der Branchenverzeichnis-Betrüger. Es ist die Rede von einem Basiseintrag. Mehrmals auch von „kostenfrei“ oder „es entstehen Ihnen hierdurch keine Kosten.“ Wenn man aber genauer hinschaut, merkt man in dem – im wahrsten Sinne des Wortes – Kleingedruckten, dass es natürlich um Geld geht. Viel Geld. 1.620,00 € zzgl. Mehrwertsteuer will man haben, wenn der Empfänger des Fax es unterschreibt und an die angegebene Berliner Rückfax-Nummer zurücksendet. Beispielsweise weil er dachte, es mit einem amtlichen Verzeichnis und einem ebenso amtlichen Formular zu tun zu haben. Übrigens steht im Kleingedruckten auch:
„Bislang bestand keine Geschäftsbeziehung, der Auftragnehmer arbeitet ohne öffentlichen Auftrag.“
Warum das so betont wird? Doch wohl deshalb, weil genau dieser Eindruck erweckt wird.
Das Geld soll für einen Premium-Eintrag im Handels- und Gewerbeverzeichnis sein. Was das ist? Das würden wir auch gerne wissen. Aber eigentlich kennen wir die Antwort: Es gibt ein solches Verzeichnis nicht. Und aus gutem Grunde findet sich in dem Formular auch kein Hinweis darauf, wo man es geführt wird und wo man es einsehen kann.
Nicht viel anders ist die Masche mit „Deutsches Gewerbeverzeichnis – Ihr Branchenverzeichnis für Handel und Gewerbe“. Das Formular kommt per E-Mail. „Um eine Löschung Ihrer Daten und den damit verbundenen Verlust Ihrer Präsenz im Internet zu vermeiden, bitten wir sie den Anhang zu prüfen, zu korrigieren und per Fax zurückzusenden“, heißt es im Anschreiben.
Auch hier sind im Formular die Daten bereits voreingetragen und man soll sie ergänzen und korrigieren, steht dort. Dann das Formular an eine Berliner Fax-Nummer zurücksenden. 271,00 Euro werden dann pro Jahr fällig, meinen die Ganoven. Im Kleingedruckten heißt es:
„Die Vertragsauflösung ist frühestens nach drei Jahren möglich.“
Somit belaufen sich die Gesamtkosten auf 813 Euro. Auch hier gibt es keine handfeste Information über die Gegenleistung. „Die Veröffentlichung firmenrelevanter Daten Ihres Unternehmens werden im Internet bekannt gemacht“, heißt es nur nebulös.
[Muster von Anschreiben und Formular Deutsches Gewerbeverzeichnis]
Wir würden gerne wissen, wer die Absender sind. Sie finden sich nicht auf den Formularen – weshalb hier das Sprichwort vom lichtscheuen Gesindel vortrefflich passt. Alles ähnelt aber der Arbeitsweise der Zypern-Connection, über die wir schon oft berichtet hatten. Spätestens dann, wenn Betroffene eine Mahnung aus dem Glockenblumenweg in 12357 Berlin erhalten, hat sich das geklärt.
Wir empfehlen, solche Formulare umgehend in den Papierkorb zu werfen - damit sie nicht irrtümlich zurückgeschickt werden. Wenn das aber doch aus Versehen geschah und eine Zahlungsaufforderung kommt, muss darauf nicht gezahlt werden. Auf solche Weise ist mangels Bestimmtheit der geschuldeten Leistung kein Vertrag zustande gekommen. Und damit kein Zahlungsanspruch.
Update vom 13.11.2014:
Mit unserer Vermutung, dass die Zypern-Connection dahinter steckt, lagen wir zumindest beim Deutsches Gewerbeverzeichnis – Ihr Branchenverzeichnis für Handel und Gewerbe richtig. Hatte man anfänglich noch unter dem Namen Deutsches Gewerbeverzeichnis und ohne Absenderangabe operiert – nur eine Fax-Nummer gab es – hat sich das gewandelt. Jetzt versucht man den Eindruck zu erwecken, von den Seychellen zu stammen und nennt sich Data Cloud Global Ltd.
[Zum Blog-Beitrag vom 08.11.2014]
Doch die Zahlungsaufforderungen sprechen eine deutliche Sprache. Das Geld soll auf ein Konto der in Zypern ansässigen Hellenic Bank gehen, einem Geldinstitut, zu dem die Zypern-Connection schon in der Vergangenheit gerne ging.
[Beispiel einer Zahlungsaufforderung der Data Cloud Global Ltd in Sachen Deutsches Gewerbeverzeichnis]
Update vom 18.11.2016:
Ende 2016 gibt es die Zypern-Connection immer noch. Diesmal nennt sie sich Datenverwaltung LORESI und hätte gerne 933,72 EUR netto nach Zypern überwiesen bekommen. Dafür will sie auch international etwas bekannt machen.
[Beispiel eines Trickformulars der Datenverwaltung LORESI vom November 2016]
Update vom 21.12.2017:
Der nächste Name: eine ZGV AG verschickt Eintragungsformulare für ein Zentrales Gewerbeverzeichnis auf der Internetseite zentrales-gewerbeverzeichnis.info. Doch es gibt keine ZGV AG. Weder in Berlin, noch anderswo.
Über Gaunerfirmen mit der Branchenbuch-Masche, die angeblich in Zypern sitzen, hatten wir schon öfter berichtet:
[Zum Blog-Beitrag vom 11.06.2011]
[Zum Blog-Beitrag vom 13.10.2011]
[Zum Blog-Beitrag vom 09.11.2011]
[Zum Blog-Beitrag vom 15.12.2011]
[Zum Blog-Beitrag vom 02.10.2012]
[Zum Blog-Beitrag vom 13.04.2013]
[Zum Blog-Beitrag vom 09.05.2013]
[Zum Blog-Beitrag vom 17.12.2013]
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