Media Agentur Pro Inc – mit Kölner Masche aus (angeblich) Österreich und Florida im speziellen Werbegeschäft

26.10.2016 mit diversen Updates, zuletzt vom 10.06.2020 – Der Anzeigenbetrug mit der Kölner Masche ist schwer en vogue. Mit Trickanrufen und einer Legende werden dabei von Gewerbetreibenden und Freiberuflern Unterschriften unter einen Anzeigenauftrag ergattert. Weshalb sie teure Werbung bezahlen sollen. Die ihr Geld nicht wert ist.

Die Firmen und Hinterleute der Kölner Masche sind vor allem im Großraum Bad Kreuznach anzutreffen. Doch jetzt wurde auch aus Österreich eine Firma auffällig, die mit der Kölner Masche deutsche Gewerbetreibende herein legt: die Media Agentur Pro Inc. bzw. Media Agentur Pro (Inc.) aus der niederösterreichischen Kleinstadt A-3420 Klosterneuburg. Angeblich, muss man feststellen. Und auch in Florida, wohin eine Spur gelegt ist, wird man sie nicht wirklich antreffen.


Mit Trickanruf und Formular

Unaufgefordert werden in Deutschland Geschäftsleute und Institutionen angerufen. Solche, die sonst regelmäßig Printanzeigen in einer Publikation eines seriösen Verlages oder ihrer Stadt- bzw. Gemeindeverwaltung schalten. Am Telefon wird so getan, als sei man von diesem Verlag und es müsse ganz kurzfristig für die nächste Ausgabe noch einmal die Druckfreigabe erfolgen. Die Vorlage werde man sofort per Fax übersenden, sie müsse nur unterschrieben und zurück gefaxt werden; ganz eilig sei alles.

Kurz darauf kommt das angekündigte Fax. Es trägt ein Logo mit dem Namen. Media Agentur Pro (Inc.) Das Kleingedruckte ist kaum lesbar, die bisherige Anzeige aber gut zu erkennen.

[Beispiel eines Vertragsformulars der Media Agentur Pro Inc.; so wie das Original-Fax ist es schlecht lesbar]

Die so von der Media Agentur Pro Inc. Angesprochenen gehen davon aus, dass alles seine Richtigkeit habe. Schließlich wurde gerade darüber am Telefon gesprochen. Sie unterschreiben und faxen es die angegebene Nummer. Die beginnt mit 0203, das ist die Vorwahl der Stadt Duisburg.


Viel Geld für wenig Gegenleistung

Später kommt eine Rechnung der Media Agentur Pro (Inc.). Es wird Geld verlangt. Zu zahlen auf ein Konto bei der Raiffeisenlandesbank Nö-Wien.

In einer Höhe, bei der man zuerst stutzt. Dann genauer hinschaut – und den Betrug feststellt. Man hat unterschrieben, viel Geld zu zahlen. 999,99 EUR beispielsweise. Für eine Anzeige in einem unbekannten Werk. Einem „Kreis-Info“. 250 Exemplare sollen davon verteilt werden. Zum Beispiel im „Verteilungsgebiet Radolfzell Kreis Info“. Wo immer das sein soll. Und zwar so, dass die herein gelegten Werbekunden dieses Infoblatt erhalten. Und dann selbst zusehen müssen, wie es unter das Volk gelangt. Aus dem Kleingedruckten:

„Die weitere wirksame Veröffentlichung (eigener Aushang) ist dem Auftraggeber freigestellt.“

Erscheinen sollen die Drucke irgendwann. Jedenfalls während der Vertragslaufzeit. Spätestens bis zum 31.12. des Folgejahres. Gezahlt werden soll im Voraus.


Einige Jahre alt – doch neu im Geschäft

Die Media Agentur Pro (Inc.) ist keine taufrische Unternehmung. Bereits am 20.08.2008 wurde sie in Florida/USA gegründet und ist dort als Florida Profit Corporation mit der Company Nummer P08000059991 und der FEI Number: 26-2836767 registriert. Als Officer ist derzeit Wolfgang Murlebach eingetragen, der dabei aktuell einen Wohnsitz in Port Saint Lucie, FL angibt. Das Register des US-Staates Florida nennt als Current Registered Agent einen Carlos V Naranjo.

Zum Vertragszweck heißt es:

"Any and all lawful business:"

Begibt man sich auf die Suche, wird man von der Media Agentur Pro (Inc.) weder in Florida, noch unter der angegebenen Anschrift im österreichischen Klosterneuburg jemanden antreffen. Dort befinden sich nur Briefkästen. Auch eine Eintragung im österreichischen Handelsregister konnten wir nicht feststellen.

Neu ist hingegen, dass sie nunmehr mit der Kölner Masche im Anzeigengeschäft der besonderen Art tätig ist.


Wer zahlt, bekommt keine Ruhe

Wer glaubt, wenn er zahlt, würde er seine Ruhe haben, sieht sich bald getäuscht. Nach dem Kleingedruckten im Formular wird man über zwei Jahre von der Media Agentur Pro (Inc.) für vier Aufträge zur Kasse gebeten. Macht dann insgesamt 4.000 EUR.

Ab der zweiten Rechnung wird in dieser speziellen Geschäfts-Szene dann gerne argumentiert, mit der Zahlung der ersten Rechnung hätte man in jedem Fall das Bestehen eines Vertrages anerkannt.


Gegen solche Forderung lässt sich vorgehen

Solche Verträge sind angreifbar. Nicht nur wegen der Art und Weise, wie sie zustande gekommen sind. Vor allem aber, weil kein wirksamer Vertrag zustande kommt, wenn die Gegenleistung so dürftig beschrieben ist.

Wenn man eine Rechnung für einen angeblich auf diese Weise der Media Agentur Pro (Inc.) erteilten Anzeigenauftrag erhält, ist nach unserer Erfahrung eine frühe Reaktion der sicherste Weg, um sich dagegen wehren zu können. Gerne können Sie uns ansprechen. Am besten mailen Sie uns – unverbindlich – vorab den kompletten Schriftwechsel; wir melden uns dann.


Update vom 19.12.2016:

Ein Inkassobüro versucht jetzt, von den Betroffenen der Media Agentur Pro (Inc.) das Geld beizutreiben: Aktivainkasso GbR Ass. Jur. Eliane Becker-Lerner aus 55543 Bad Kreuznach. Kennern der Szene ist diese Unternehmung gut bekannt. Regelmäßig taucht der Name im Zusammenhang mit Firmen auf, welche die sogenannte Kölner Masche benutzen. Welch Zufall auch: etliche von denen verwenden sogar die selbe Anschrift wie die Aktivainkasso GbR.



Update vom 22.02.2020

Auch im Jahr 2020 ist die Media Agentur Pro Inc. alias Media Pro Agentur weiterhin aktiv. Gezahlt werden soll jetzt von den Betroffenen auf ein Konto bei der Bank Austria.


Mehr zu Inkassobüros:

[Die Abzockerszene und ihr Inkasso – was dürfen Inkasssobüros?]



Update vom 10.06.2020

Eine neue Bankverbindung der Media Agentur Pro Inc. fiel uns auf ihren Rechnungen auf. Gezahlt werden soll jetzt auf ein Konto bei der Bank Austria.




Siehe auch:

[Zum Bog-Beitrag vom 03.06.2021: Media Pro Agentur Inc. – jetzt mit türkischem Callcenter und neuem Trickformular]

Mehr Informationen zum Thema "Kölner Masche":
[Anzeigenbetrug mit der Kölner Masche]

Ohne sie geht gar nichts:
[Callcenter - Maschinenräume der Abzockerszene]
[Die Abzockerfirmen und ihre Konten]



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