Tarnen und Täuschen: aus BVO-Branchenverzeichnis S.L. wird IBV Internetbranchenverzeichnis Deutschland SL
27.07.2015 mit diversen Updates, zuletzt vom 06.04.2017: jetzt Online Branchendienst Deutschland SLU - Tarnen und täuschen ist eine Vorliebe der Militärs. Aber auch der Abzockerszene. Ein neuer Name ist von den spanischen Kanaren-Inseln in diesen Tagen aufgetaucht. IBV Internetbranchenverzeichnis Deutschland SL nennt sich diese Firma, die mit der Doppel-Anruf-Masche arbeitet. Und möglicherweise – darauf deuten uns vorliegende Berichte hin – auch schon mal Rechnungen schicken soll, selbst wenn es ihr telefonisch nicht gelungen war, ein Opfer über den Tisch zu ziehen.
Der Name ist neu, doch die Firma nicht. Bislang nannte sie sich BVO-Branchenverzeichnis S.L.. Der neue Name, Internetbranchenverzeichnis Deutschland SL, wurde erst am 09.01.2015 im Oficial del Registro Mercantil de LAS PALMAS, dem Handelsregister von Las Palmas auf der Insel Gran Canaria, vermerkt. Weder Ihr angeblicher Firmensitz in Las Palmas, noch ihr offizieller Geschäftsführer, Josef Kratzer, haben sich geändert.
Neu ist nur die Internetseite, für die kostspielige Einträge auf ganz spezielle Weise akquiriert werden. BVO-Branchenverzeichnis.eu hieß die bislang, ibv-de.com ab jetzt.
Ein kurzer Weg BVO-Branchenverzeichnis zu IBV Internetbranchenverzeichnis Deutschland
Über diese Firma hatten wir bereits in unserem Blog berichtet, als sie sich noch BVO Branchenverzeichnis S.L. nannte.
[Zum Blog-Beitrag vom 12.06.2014 mit Update vom 22.10.2014]
Sie arbeitet mit der Doppel-Anruf-Masche. Unangekündigt erhalten Gewerbetreibende und Freiberufler einen Anruf. Bei diesem Spam-Anruf, manche nennen ihn auch Cold-Call, wird ihnen erklärt, sie seien bislang kostenlos in einem Verzeichnis eingetragen und weil nicht rechtzeitig gekündigt wurde, müsste jetzt gezahlt werden; man wolle die Daten abgleichen. Auf den Einwand, derartiges sei unbekannt, heißt es dann, dies sei so registriert und es gäbe nur die Möglichkeit, für einen kürzer oder einen länger laufenden Eintrag zu zahlen. Dass tatsächlich vorher keine Geschäftsverbindung bestand, wird für die Angerufenen nicht sofort deutlich; sie glauben, in der Hektik des Geschäftsalltags etwas übersehen zu haben und jetzt noch am besten davon zu kommen, wenn sie die vermeintlich günstigste Möglichkeit wählen. In einem zweiten Telefonat lässt sich die Firma dann einen Vertragsschluss bestätigen. Dieses Telefonat wird aufgezeichnet. Dabei werden die Daten so abgefragt, dass eine Bezugnahme auf die unwahren Behauptungen im ersten Anruf nicht deutlich wird und die Antworten in der Regel „ja“ lauten. Lug und Trug des ersten Anrufs gehen aus dem Mitschnitt nicht hervor.
Nach uns vorliegenden Berichten soll es auch eine Modifikation geben. Selbst diejenigen, die nicht ein „ja“ zu einem Vertrag am Telefon erklärten, haben schon mal eine Rechnung erhalten.
Gezahlt werden soll auf diese Weise für einen Eintrag auf der Internetseite IBV-de.com. Diese besteht erst seit dem 02.12.2015, was auch die Lüge belegt, eine rechtzeitige Kündigung eines früheren Eintrages sei vergessen worden.
Eine Berichterstattung in unserem Blog „Neues aus der Welt der Abzocker und Werbefirmen“ ist das letzte, was sich diejenigen Wünschen, deren Geschäftsmodell das Fischen im Trüben ist. Unsere Berichte über die BVO Branchenverzeichnis S.L. waren nicht gut für ihr Geschäft. In der Abzockerszene ist man dann meist konsequent. Man verwischt die Spuren, indem man die Firma liquidiert – und die nächste aufmacht, häufig mit anderen Geschäftsführern; die sind zumeist nicht mehr als willige Strohpuppen ihrer tatsächlichen Herren.
Mit einem Stammkapital von gerade einmal 3.010 EUR gehört die am 27.02.2013 gegründete BVO Branchenverzeichnis S.L. zum Typ einer Wegwerf-Firma. Derer man sich schnell entledigen kann, wenn es bedrohlich wird – ohne dass dann ein großer Kapitalverlust schmerzt. Doch diesmal ging man einen anderen Weg. Und änderte nur den Namen in Internetbranchenverzeichnis Deutschland SL um, teilweise wird auch das Kürzel IBV verwendet. Was die Recherchen erfreulich vereinfacht.
Geld für (fast) nichts
399 EUR verlangt die Firma Internetbranchenverzeichnis Deutschland SL für einen so ergaunerten Eintrag auf deren Internetseite ibv-de.com. Die Seite wird nach unserem heutigen Kenntnisstand nicht beworben. Noch schlimmer: zumindest heute funktionierte sie nicht. Einer Zahlung von 399 EUR steht damit keine adäquate Gegenleistung gegenüber.
Wer die Rechnung der Firma Internetbranchenverzeichnis Deutschland SL für einen Eintrag auf der Internetseite ibv-de.com nicht umgehend zahlt, bekommt Post von einem Inkassounternehmen. Der SPIEGEL Gesellschaft für Forderungsmanagement mbH, in Kurzform tritt sie auch unter der Bezeichnung SPIEGEL INKASSO auf. Sie sitzt im hessischen Örtchen Lampertheim. Mit dem Hamburger Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL hat sie natürlich nichts zu tun. 482,19 EUR sind es dann, die man von den Betroffenen der Firma IBV-Internetbranchenverzeichnis Deutschland-Masche haben will. Der Name der Kanarenfirma wird dabei nebulös verkürzt auf IBV-Int.Branchenverzeichnis Deutschland. Zu zahlen jedenfalls auf ein Konto bei der Kreissparkasse Kaiserslautern. Sonst würde der Vorgang direkt zu Rechtsanwälten gehen, wird gedroht.
Nebulös wird davon gesprochen, dass man Informationen zum bisherigen Zahlungsverhalten und zu Bonitätsinformationen auf Basis mathematisch-statistischer Verfahren bezieht. Womit man wohl andeuten will, dass es die Bonität beeinflussen könne, wenn man die Forderung nicht bezahlt. Was so direkt zwar nicht stimmt. Allerdings wird man spätestens dann, wenn sich ein Inkassounternehmen einschaltet, tätig werden müssen, da die Gefahr eines negativen Schufa-Eintrages sonst tatsächlich nicht auszuschließen ist.
Die SPIEGEL Gesellschaft für Forderungsmanagement mbH ist uns in der Vergangenheit wiederholt als Geldeintreiberin der Branchenbuch-Abzocker-Szene aufgefallen. Nicht nur, dass sie schon früher tätig war, als sich die IBV Internetbranchenverzeichnis Deutschland SL noch BVO-Branchenverzeichnis S.L. nannte. Auch für eine DBV Online S.C.P. alias DBV Internet wurde sie tätig.
Und für einen Gewerbeverlag Online, Inhaber M. Hendrichs.
Solche Forderungen lassen sich abwehren
Wenn man eine Rechnung für einen – angeblich - auf diese Weise an die IBV Internetbranchenverzeichnis Deutschland SL erteilten Auftrag erhält, ist sich Ducken, in der Hoffnung, das Unheil würde über einen hinweg fliegen, der falsche Ansatz. Fordern Sie knapp dazu auf, Ihnen die Vertragsunterlagen zu übersenden, wenn Ihnen von einem so ergatterten Vertrag nichts bekannt ist. Wir erleben bei solchen Firmen gelegentlich, dass danach nichts mehr kommt – weil es nämlich kienen Vertrag gibt, auch nicht in Form eines am Telefon aufgezeichneten „ja“.
Aber auch dann, wenn Sie tatsächlich herein gelegt worden waren und man Ihnen eine Datei mit dem Mitschnitt des zweiten Anrufs übersendet, lassen sich so zustande gekommene Forderungen abwehren. Nach unserer Erfahrung ist dann eine frühest mögliche Reaktion der sicherste Weg, um sich zu wehren. Gerne können Sie uns dazu ansprechen.
Vorsicht: der nächste Anruf droht
Und seien Sie vorsichtig. Wenn es gelungen ist, jemanden hereinzulegen, wird es von solchen Firmen bald darauf wieder versucht. Wieder mit gleicher Machart, mitunter wird ein anderer Firmenname genannt. Häufig aber trickreicher. Dann wird zum Beispiel erklärt, beim letzten Mal sei das Telefonat fehlerhaft aufgenommen worden. Oder: man hätte vergessen, eine automatische Kündigung aufzunehmen. Bei der Wiederholung wird ein anderer Firmenname untergeschoben, der sich ähnlich anhört. In dieser speziellen Business-Szene hängt vieles mit vielem zusammen.
Update vom 21.07.2016:
Jetzt als Online Branchendienst Deutschland SL
Die "Szene" hasst Berichterstattung, wie die in unserem Blog. Wenn der Name erst einmal auf diese Weise bekannt geworden ist, laufen die Geschäfte schlechter. Vor allem auch, weil dann die Betroffenen nachlesen können, dass es möglich ist, sich zu wehren.
Ein Weg, dies zu ändern, ist ein Namenswechsel. Und der ist erneut erfolgt. Die erst im letzten Jahr umgetaufte IBV Internetbranchenverzeichnis Deutschland SL des Josef Kratzer heißt mittlerweile Online Branchendienst Deutschland SL. Der Name ist neu, ebenso das Internetverzeichnis: online-branchendienst.de. Alles andere ist - vor allem im Schlechten - das alte geblieben.
Mit dem Inkassounternehmen Spiegel Gesellschaft für Forderungsmanagement mbH und dem auch schon hier einschlägig aufgefallenen Anwaltsbüro Bernd Rudolph aus 68623 Lampertheim versucht der Online Branchendienst Deutschland SL an das Geld der Betroffenen zu gelangen.
Update vom 07.09.2016:
Zwischenzeitlich ist noch ein weiterer Geldeintreiber aufgetaucht. Die Firma National Inkasso GmbH aus 0591 Düsseldorf. Die National Inkasso GmbH ist für Kenner „der Szene“ eine alte Bekannte. Eine Vielzahl einschlägiger Firmen bedient sich mehr oder minder regelmäßig ihrer Dienste, um auf diese Weise Geld von den Betroffenen beizutreiben.
Update vom 22.12.2016:
Konto bei der Deutschen Bank
Warum auch immer, die Deutsche Bank ist bei Firmen dieser Szene ein gerne benutztes Geldinstitut. Vielleicht hofft man, dass die Seriosität der Bank das eigene trübe Geschäft aufhellt. Auch der Online Branchendienst SLU macht da keine Ausnahme. Aktuell verlangt man Geldüberweisungen auf ein Konto der Deutsche Bank Sociedad Anonima Espanola in Barcelona.
[Beispiel einer Rechnung der Firma Online Branchendienst SLU]
Update vom 16.02.2017:
Mit neuem Konto
Ob sich die Deutsche Bank nicht länger ihren Ruf von der Online Branchendienst Deutschland SLU missbrauchen lassen will. In aktuellen Rechnungen der Firma wird jetzt eine neue Bankverbindung genannt. Bei der Caixabank S.A. in Barcelona/Spanien. Auch andere Firmen der Abzockerszene haben in der Vergangenheit Konten bei dieser Bank geführt.
[Beispiel einer Rechnung der Firma Online Branchendienst SLU mit Konto bei der Deutschen Bank]
Update vom 06.04.2017
Eine neue Firma: Firmen Marketing Online Deutschland S.L.U.
Der Name Josef Kratzer taucht jetzt bei der nächsten Firma auf. Die gleiche Masche, aber ein neuer Name. Eine Firmen Marketing Online Deutschland S.L.U. gibt eine Anschrift auf den Kanarischen Inseln, in Las Palmas de Gran Canaria/Spanien an. Das Handelsregister nennt als Geschäftsführer einen Hans-Georg Heinrich Wolf und als Alleingesellschafter Josef Kratzer. Mit der Doppel-Anruf-Masche versucht die Firmen Marketing Online Deutschland S.L.U. an Aufträge für einen Eintrag auf ihrer Internetseite firmen-marketing-online.de zu gelangen.
[Der Trick mit der Doppelanruf-Masche]
Ohne sie geht gar nichts:
[Callcenter - Maschinenräume der Abzockerszene]
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